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#5nach12 - Zum Tag der Pflege 2023

Unter dem Motto „Fünf nach Zwölf“ machten am 12. Mai 2023, dem Internationalen Tag der Pflege, um 12.05 Uhr vor dem Berliner Hauptbahnhof zahlreiche Mitarbeiter:innen diakonischer Einrichtungen in Berlin und Brandenburg ihrem Unmut über die dramatische Situation in der Pflege Luft. Sie demonstrierten gegen aktuelle Vorschläge der von der Bundesregierung geplanten Pflegereform und skandierten in Sprechchören, aber auch als Einzelredner:innen, ihre Forderungen für eine bessere Pflege. Unter ihnen Jochen Springborn, zur Woche der pflegenden Angehörigen 2022 als pflegender Angehöriger mit dem „Berliner Pflegebären“ geehrt:


Ich bin seit über 20 Jahren Mitarbeiter des größten Pflegedienstes Deutschlands, denn ich pflege meine Frau zu Hause und bin damit einer von ca. 8 Millionen pflegenden Angehörigen.


Wir pflegende Angehörige sind immer im Dienst, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Die Schicht ist nie zu Ende und es kommt auch keine Ablösung. Und obwohl über 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt werden, werden wir von der Politik und vielen Medien immer vergessen.


Die Öffentlichkeit denkt bei Pflege immer nur an Hochbetagte Senioren und Pflegeheim. Dabei ist Pflege keine Frage des Alters sondern der Würde des Menschen.


Die Politik bejubelt sich für die Einführung der Tarifpflicht und wälzt die Kosten aber auf die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen ab. Dadurch ist unsere Lage katastrophal und fast niemand kann sich noch gute Pflege leisten, es sei denn man hat ein Ministergehalt.


Der aktuelle Entwurf des Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetzes bringt keine Entlastung, sondern verstärkt die Belastungen in der häuslichen Pflege noch weiter. Denn auch alle Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen müssen die Beitragserhöhung zur Pflegeversicherung zahlen. Uns wird Geld weggenommen, damit wir im nächsten Jahr einige Euro mehr bekommen sollen. Was für ein Witz?


Pflege zu Hause mit einem Pflegedienst ist inzwischen genauso teuer wie die stationäre Pflege. Dort gibt es eine Reduzierung der Eigenanteile. In der häuslichen Pflege aber nicht. Diese Ungleichbehandlung ist nicht zu verstehen und ist wie eine Ohrfeige für uns Betroffene.


Wir brauchen endlich eine Gleichbehandlung von stationärer und häuslicher Pflege und ein umfassendes flexibles Entlastungsbudget. Für die häusliche Pflege ist es nicht 5 nach 12 sondern mindestens halb eins.
Die Politik muss endlich dafür sorgen, dass es in der Pflege wieder um die Würde der Menschen geht und nicht um ihr Geld.


Pflege ist eine der sinnvollsten Tätigkeiten die es überhaupt gibt. Und gute Pflege muss gepflegt werden. Denn nur wenn es uns Pflegenden gut geht, können wir gut für unseren Nächsten sorgen.

Danke

 

 

Fotos: Katharina Lange


 

Fachstelle für pflegende Angehörige

Schenkendorfstr. 7, 10965 Berlin

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